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Vor knapp drei Wochen hatte ich ja geschrieben, dass es mir nicht gut ging. Die Wolken im Kopf waren so schwarz, dass mir denken schwer fiel und es kam, wie es kommen musste: Ich war krank. Nicht zwei drei Tage. Nicht eine Woche. Sondern drei. Heute ist der letzte Tag meiner Krankmeldung.
Ich ging am Montag nach dem Blog zu meiner Ärztin und sie hat, nachdem ich von der Diagnose und den Geschehnissen erzählte, mich sofort aus dem Verkehr gezogen. Und so gerne ich mit meinen direkten Kollegen zusammenarbeite, hat es sich angefühlt, nach dem Verlassen der Praxis, als würden unzählige Lasten von meinen Schultern abfallen.
Klar habe ich die ersten zwei Tage drüber nachgedacht, was meine Kollegen und Vorgesetzten von mir denken und dass ich meine Kollegen hängen lasse. Aber danach ging es und ich konnte mich mit mir und meinem Kopf etwas ruhiger auseinandersetzen.
Die erste Woche
In der ersten Woche habe ich erstmal versucht herunterzufahren. Den Kopf möglichst frei und sortiert kriegen. Was an sich nicht so einfach war. Dafür haben mich zu viele Sorgen und auch eine Traurigkeit begleitet, die unendlich tief war. Und stellenweise noch ist. Aber dazu komme ich noch.
Ich habe viel gezockt, aber nie lange irgendwie. Ich verlor immer sehr schnell die Lust. Wenn Zino im Büro war, lag ich meistens lethargisch auf der Couch und habe den Tag an mir vorbei ziehen lassen.
Oft habe ich tagsüber nur genug Ruhe bekommen, um etwas zu schlafen. Sobald es Nacht wurde, wurde meist auch mein Kopf extrem aktiv. Das bedeutete, dass ich meist erst sehr spät ins Bett gegangen bin.
Dennoch habe ich versucht, einen gewissen Aufstehrhythmus zu behalten. Ich bin immer recht früh aufgestanden und hab mich halt tagsüber immer noch 2-3 Stunden hingelegt.
Im Laufe der Woche wurde ich etwas ruhiger aber leider kam dann …
Die zweite Woche
Direkt am Montag hatte ich eine Zahnextraktion, bei der mir 4 Weisheitszähne, und einen Backenzahn, den ein Zahnarzt vor einigen Jahren kaputt gemacht hat, entfernt wurden und ich hatte mega bammel. Vor allem, weil zwei der Weisheitszähne nicht ungefährlich gelegen haben (nerven und so). Durch die Sedierung habe ich glücklicherweise nicht viel mitbekommen. Außer das ich mich mitten in der OP verschluckt und Blut verspritzt habe.
Danach ging es direkt nach Hause und der Schmerzmarathon ging los, nachdem die Betäubung / Sedierung komplett vorbei war. Drei der Zähne haben gar keine Probleme gemacht. Einer war etwas nervig, weil er in Zungenreichweite ist.
Aber einer der Zähne hat mir gefühlt das Leben zur Hölle gemacht und der ist immer noch in Behandlung. Der hat sich megaentzündet und ja. Andere unschöne Dinge. Das hat dafür gesorgt, dass ich nicht zu ruhe kam und meine Gedanken sich irgendwie über die Dinge der letzten Wochen hergemacht haben.
Ich bin weiter in der Doppeldepression geblieben, da diese Schmerzodyssee mich nicht hat zur Ruhe kommen lassen. Zusätzlich habe ich die ersten drei Tage aufgrund der Schmerzen nahezu nichts gegessen und sehr wenig getrunken.
Und nach einigen Tagen schwoll es endlich ab und die Schmerzen wurden seichter und seit Freitag bin ich weitestgehend schmerzfrei und hab nochmal von vorne angefangen mit runterkommen und sortieren.
Die dritte Woche
Diese Woche habe ich mich dann wieder mit mir selbst beschäftigen können und habe auch einiges verarbeitet. Nur die Traurigkeit über einer der Dinge, die in den letzten Wochen passierten, will nicht wirklich verschwinden. Dazu habe ich für mich auch was geschrieben und gespeichert, was aber vermutlich nie jemand zu Gesicht bekommen wird.
Es ging darum, meinen Unmut und meine Fragen, die ich im Kopf habe, einmal runter zu schreiben. Einfach, damit es raus aus meinem Kopf ist oder, wie in diesem Fall, wesentlich leiser wird.
Aktuell bin ich nahe an meinem Normalzustand und ich bin froh, dass ich, wenn nichts Gravierendes mehr eintritt, Montag wieder arbeiten kann. Manche meinen Ja, dass wenn depressive sich krankschreiben lassen, sie einfach nur entspannen und ausruhen. Dem ist aber nicht so.
In meinem Fall habe ich mich viel mit meinem Kopf auseinandersetzen müssen. Mit meinen Sorgen, Ängsten und Dingen, die mich traurig machen. Und das ist für meinen Kopf, der ja immer düster ist, ein unheimlicher Kraftakt. Daher auch das Niederschreiben von Dingen. Nur für mich.
Ich hoffe für mich, dass es das jetzt erstmal mit Tiefphasen war, denn sie zehren mega an meinem so schon niedrigen Energiehaushalt. Aber eines ist für mich sicher: Ich bin froh, wenn dieses Jahr rum ist. Es war bisher kein schönes Jahr. Aber so ist es doch immer oder? Wenn man denkt, dass es mal ne weile gut lief, kommt Murphy und zieht dir den Boden unter den Füßen weg. Und nimmt dir dann auch oft noch Dinge, die dir sehr am Blutzirkulationsorgan liegen.
Ich weiß nicht, ob das verständlich oder in irgendeiner Form interessant ist, was ich hier geschrieben habe. Aber ich wollte euch einfach nur auf dem Laufenden halten. Und da scheinbar ein lieber Kollege aktiv mitliest: Danke und bis Dienstag (hoffentlich).
Euer Gerry
2 Kommentare zu „Drei Wochen mit (Doppel)Depression und mehr“
Das waren schon ein paar harte Wochen und es bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten weniger belastend sind. Auch dieses Jahr findet mal ein Ende. Mir geht das Jahr, so wie letztes Jahr und das davor, aber auch nur noch auf die Nüsse. Viel mehr gibt es da glaub ich auch nich zu zu sagen, außer
Moumantai dogger4Nom
schön zu lesen, dass es wieder Berg auf geht. dogger4Yay
Weisheitszähne sind ein nerviges Thema, bei mir wurden auch alle 4 auf einmal entfernt und eigentlich lief alles Problemlos bis auf etwas schmerzen. War nur eher so, dass ständig Zahnärzte sagten, die müssen raus – aber das soll doch bitte in einer Klinik gemacht werden und nicht bei mir – bis ich dann zu meinem jetzigen Zahnarzt kam. der hat sich die Röntgenbilder angeschaut, nochmal aktuelle gemacht und dann gemeint, ja das machen wir hier, wenn wir mit ein paar anderen Kleinigkeiten fertig sind. Er ist aber auch der Zahnarzt bei dem ich mich gut aufgehoben und sicher gefühlt habe. Letztendlich lief alles gut, gab die Elefantenbetäubung und dann ging es los.
Ich habe danach sehr viel Eis gegessen und Kamillentee getrunken, das hat sehr gut geholfen und war lecker dogger4UwU
Ansonsten nochmals Danke für deine Unterstützung letzten Sonntag. Es kam zwar so, wie vermutet, aber die Geschmäcker und Vorstellungen sind eben unterschiedlich. dogger4Hug dogger4Luv