Gerry 365 #189: 08.07. – Wir müssen reden

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Nachtrag 13:18 Uhr: Es wird wohl im Herbst Lockerungen geben, die monogamen Homo- oder Bisexuellen die Blutspende erlaubt. Generell ändert sich an dem Grundthema jedoch nichts.

Manchmal entstehen bei Zino und mir Themen, die durch andere Themen getriggert werden. Es ging zuerst um den digitalen Impfpass. Ich meinte, ich habe keine Lust, den Papierpass immer mit herumzuschleppen. Und dann kam Zino mit dem Blutspendeausweis, den er immer mit sich führt. Und da brach eine Diskussion aus.
Genaugenommen war der Punkt, warum ich kein Blut spende. Genau genommen ging es mir um die Diskriminierung, die u. a. beim DRK (aufgrund von Gesetzen) vorherrscht. Dazu aber gleich.

Es gibt neben Trinkwasser und Öl kaum etwas, was wichtiger ist, als Blut. Händeringend wird nach Blutspender gesucht. Es wird propagiert, dass es gut ist, zur Blutspenden zu gehen. Und ja. Das ist es. ABER!
Ja wenn das große Aber nicht wäre. Denn was machen Männer, die Sex mit Männern haben oder Sexworker*Innen? Sie gehen heimlich Blutspenden. Und da kommen wir zum Knackpunkt.

Folgende Bevölkerungsgruppen dürfen nur Blutspenden, wenn sie 12 Monate abstinent waren:

  • Heterosexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten (zum Beispiel Sex mit häufig wechselnden Partnern)
  • Personen, die Sex gegen Geld oder andere Leistungen anbieten (Sexarbeitende)
  • Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
  • Transsexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten

Diese Regelungen stehen auf der Webseite des DRK Blutspendezentrums West.

Warum ich das genau als Diskriminierung sehe, hat den folgenden Grund: Bei jeder Blutspende, soweit ich weiß, werden zwei Entnahmen gemacht. Eine Blutprobe und die eigentliche Spende. Die Blutprobe wird verwendet, um die Spende auf diverse Krankheiten zu testen. HIV und Syphilis zum Beispiel.
Dieser Test wird bei jeder Spende gemacht und daher … erschließt sich mir so gar nicht, warum die oben genannten Gruppen prinzipiell ausgeschlossen werden, wenn sie dem nachgehen, was total natürlich ist. Und gerade bei Sexarbeiter*Innen, die verantwortungsvoll agieren, lassen sich sehr regelmäßig auf alles Mögliche testen.

Mir erschließt sich nicht, warum diese Gruppen nicht spenden dürfen, wenn sie Sex haben. Also so gar nicht. Und vor allem, warum ganze 12 Monate? Vielen Blutspendern würde etwas da unten platzen. Und es ist irgendwie, für mich, absoluter Nonsens.
Drei Monate würden noch Sinn ergeben. Inkubationszeit und so. Aber 12? ZWÖLF? Und gibt es nicht generell ein Restrisiko? Das Problem ist, dass die Diskriminierung noch weiter reicht. Wenn ihr Blut spenden geht, und nicht sagt, dass ihr z. B. Schwul seid, und irgendwas mit eurer Blutprobe ist, kann es ärger geben. Und nicht zu wenig. Ich habe keine Ahnung, wie lange Blutkonserven gelagert werden können. Aber dennoch finde ich, dass diese Diskriminierung in unserer Zeit nicht mehr sein sollte.
Viele die gerne Blutspenden wollen, gehen nicht. Aufgrund dieser Regelungen. Und wenn sie gehen, setzen sich dem Risiko aus, dass sie ärger bekommen. Es wird zeit. Zeit diese Regelungen zu ändern oder verschwinden zu lassen.

Es wird damit immernoch suggeriert, dass nur wir schwule HIV verbreiten. Das SexarbeiterInnen Krankheitsschleudern sind und Trans-Personen generell krank sind. Dass Menschen die gerne Sex haben, auch Virenschleudern sind. Okay. Ich gebe zu, dass das ist meine eigene Interpretation dieser Regelungen. Aber so verstehe ich sie nunmal. Und vor allem wird suggeriert, dass heterosexuelle Menschen das reinste Blut haben.
Da fühlt man sich fast wie bei Harry Potter. Als ob man Schlammblüter wäre. Und das ist der Grund, warum ich nie Blutspenden war. Ich habe einige Bekannte, die Blutspenden gehen. Trotz dessen sie Sex haben und / oder schwul sind. Aber wirklich wohl fühlen sich einige damit nicht unbedingt.

Wir leben im 21. Jahrhundert. Und auch wenn die Regelungen vor ein paar Jahren von »Schwule dürfen gar nicht spenden« zu »Schwule dürfen spenden, wenn sie 12 Monate abstinent waren« gelockert wurden, war das für alle nur ein schlechter Witz.
Und ich werde mich weiterhin weigern, Blut zu spenden, solange es diese Regelungen gibt. Erst wenn diese gelockert wurden, dann werde ich dies ebenfalls tun.

Denn eines lässt sich nicht verleugnen: Blut zu spenden ist wichtig. Es rettet Leben. Aber nicht zu dem Preis, dass ich mich als jemand ausgeben muss, der ich nicht bin.

Und ich weiß nicht, ob die mit meiner fettigen Suppe was anfangen können. dogger4Hehe

Gerry

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3 Kommentare zu „Gerry 365 #189: 08.07. – Wir müssen reden“

  1. Die Regelungen sind sowieso überholt. Sieht man ja eigentlich daran, dass es sowieso überprüft wird. Und daran, nochmal nachzuprüfen, ist ja nichts Falsches, das sollte generell bei allen gemacht werden. Denn wie wir alle wissen: Menschen lügen. Und genau das müssten auch viele tun, die ich kenne und eigentlich gerne spenden würden. dogger4Shrug Nur einige wenige tun das auch.

    Es trägt aber schon ein wenig zum bestehenden Negativbild bei, gerade bei solchen Leuten, die da sowieso schon denken und das nur als Beweis nehmen. Weil wir ja alle krank sind und so, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. dogger4Sip

  2. Dragooner Skyly'Red

    Ich würde auch mehr Blut spenden gehen, aber auch bei mir kommt ein Problem zu trage, zwar weniger tragische und deskriminierende Punkte wie hier im Blog.
    Da ich Herztabletteb täglich nehme müsste ich sie mehr als 72 Stunden aussetzen bevor ich überhaupt spenden darf, aber ich kann nicht mal 10 Stunde ohne meine Pille auskommen :/
    Ich weiß halt gerade nicht wie schwer Beta Blocker in 1,25 mg 2x täglich sich beim Spenden auswirken und ob man dass nicht irgendwie filtern kann.

    Ich möchte und könnte eigentlich, darf aber nicht :|

  3. Auch bei mir in Österreich gibt es die Regelungen, dass homosexuelle Männer 12 Monate abstinent sein müssen um Blut spenden zu dürfen.
    Schon oft hab ich gehört „Sag halt einfach, dass du Hetero bist“, aber das möchte ich nicht. Ich werd nicht so tun, als sei ich jemand anderes um Blut zu spenden, wenn sie mein Blut nicht wollen dann… deren Pech dogger4Shrug

    Sollte sie sich irgendwann dazu entscheiden, diese Regelung zu entfernen und das Blut spenden für alle zugänglich zu machen, bin ich aber gerne bereit mein Blut zu geben dogger4UwU

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