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Wir sind am Ende der eigentlichen Beiträge angekommen. Es gibt aber vier Themen, die finde ich sehr wichtig, beschäftigen mich auch sehr, und daher bekommen sie auch den »Spezial« Begriff angesetzt.
Einige werden sich bei dem Titel fragen, warum ich Angst vor der Wut habe. Die Wut anderer vielleicht? Nein. Tatsächlich nicht. Im Gegenteil. Es geht um die eigene Wut.
Ich hatte schon immer ein starkes Wutpotential. Der Blog ist tatsächlich ein kleines Ventil geworden. Aber das Ventil ist so klein, dass es gar nicht ausreicht um das zu kanalisieren, was in mir vorgeht. Und ich habe echt angst davor, dass es irgendwann ausbricht.
Das Grundproblem ist, dass meine Wut leicht zu triggern ist. Es reicht schon, dass man mich nicht versteht oder meine Gedanken nicht nachvollziehen kann. Das man sich mit mir unterhält, mir aber nicht zuhört. Ich werde unheimlich wütend, bei den kleinsten Kleinigkeiten. Oder wenn man mir Dinge immer wieder erzählt, die mich nicht interessieren oder irgendwas in mir triggern, weil die Person damit prahlt, etwas zu haben, was ich nicht haben kann. Und nein. Das ist nicht mit Neid zu verwechseln. Es ist eher, dass ich nicht weiß, wie ich gewisse Dinge erreichen kann. Oder einfach nicht fähig bin dazu, weil dumm.
Und das ist etwas, was am meisten Kraft erfordert. Das Unterdrücken der Wut. Vor nicht allzulanger zeit, fiel es mir unheimlich schwer, die Wut im Zaum zu halten. Mein Mann hat da ein kleinen Teil abbekommen. Und bevor ich ausraste, habe ich mich verzogen.
Wenn man mich immer mit den gleichen Themen zum Beispiel nervt, spüre ich das Verlangen, eine Person anschreien zu wollen. Oder Schlimmeres. Und ja Schlimmeres ist in meiner Jugend auch passiert. Ich kann nicht mal beschreiben, wie sich das anfühlt. Weil im Vergleich zu vielen anderen Menschen, baut sich Wut nicht auf bei mir. Sie ist sofort da.
Und die Anstrengung, es unter Kontrolle zu halten, ist exorbitant. Besonders in Momenten, wo ich sagen möchte »Kannst du nicht mal deine Fresse halten? Deine Stimme regt mich auf!« Oder »Kannst du auch mal mit anderen Themen kommen? Dein Scheiß hängt mir schon ausm Arsch raus«. Das mag jetzt nicht so schlimm zu lesen sein. Aber na ja.
Manchmal möchte ich auch Zino anschreien. Es gibt Tage, da kommt er innerhalb kürzester Zeit mehrfach ins Schlafzimmer (Wo ich ja auch arbeite). Und wäre meine eigene Logik und Wutbremse nicht, würden Sätze fallen wie: »Ist heute Tag der offenen Tür? Du gehst mir aufn Sack«. Aber das ist ja auch sein Schlafzimmer. Er hat genauso das Recht hier drin zu seine wie ich. Manchmal sind es auch nur kurze Sätze oder Worte die in mir den Drang auslösen »Halt die Fresse« zu sagen.
Und manchmal macht mich das Unterdrücken der Wut einfach nur fertig. Und kommt bitte nicht mit »Dann geht doch zu solchen Schrotthändlern wo man auf Schrottautos raufhämmern kann«. Das würde nichts bringen. Warum sollte ich etwas kaputt machen, was schon kaputt ist? Und meinem Kopf hilft das auch nicht wirklich.
Es ist halt unlogisch Dinge zu zerstören. Letztenendens ist der Gegenstand nicht der Grund für meine Wut. Sondern Menschen. Und auf sie draufzuhauen, wäre falsch. Weil das hilft mir auch nicht.
Auch eine Therapie würde nicht helfen. Helfen würde vielleicht, die Wutmomente aufzuschreiben in meinem Blog. Aber dann würde ich Leute bloßstellen, die es nicht besser wissen.
Also werde ich wohl weiterhin die Wut in Zaum halten und einfach nur hoffe, dass wenn das Limit erreicht ist, es den Richtigen trifft.
Heute ist mal ein Tag, wo ich zusätzlich noch was sagen möchte. Am Mittwoch hatte ich meine zweite Impfung (finally) und irgendwie hatte sie mich ausgeknockt. Ich hatte keine Schmerzen oder so. Kein Fieber. Nix. Ich war nur so erschöpft, dass ich kaum aufstehen wollte.
Trotzdem habe ich die Nächte schlecht geschlafen (teilweise fast gar nicht) und mich krank gemeldet auf arbeit. Ist mir zwar unangenehm, aber was bringt es, zu arbeiten, wenn ich kaum die Augen offen halten und mich nicht konzentrieren kann. Und sollte ein Kollege sich bzgl. der Blogs Fragen stellen:
Die Angst-Blogs wurden vorletztes Wochenende schon geschrieben. Ich brauchte es nur Copy and pasten. Zumal das eh für euch irrelevant sein sollte.
Ach und heute ziehen wir das Juli-Resümee. Heute ist der 31.7. und ich nehme wie immer, die letzten 30 Tage als Auswertung. Also legen wir mal los:
Zusammen haben wir um die 116 Kommentare verfasst, was wieder sehr viel ist und ich … finde das pfottastisch. Es gab über 2.330 Besucher, die zusammen 5.198 Mal eine Seite aufgerufen haben.
Es war ein toller Monat und ich bin für jeden Klick, jeden Besuch und für jeden Kommentar sehr dankbar. Danke für alles meine Lieben.
Gerry
3 Kommentare zu „Gerry 365 #212: 31.07. – ANGST Staffel 2: Spezial #1 – Wut“
Wut baut sich auf? Wirklich? Seit wann das? dogger4Sip Meine Erfahrung nach ist Wut immer sofort da und in vollem Umfang. Einige, wie du, können sie nur besser zurück halten, sodass es nicht jeder sofort mitkriegt. Aber wie leicht du zu triggern bist, hab ich ja auch schon mitbekommen. dogger4Hehe
Und man mag es kaum glauben, ich war nicht immer die zurückhaltende Person, die ich heute bin. [Publikumslacher 4 spielt] Nein, wirklich nicht. [Publikumslacher 5 spielt] dogger4NotSure …
Alles, was mich genervt hat, war immer gleich weg vom Fenster, egal ob Personen oder Games. Natürlich mit entsprechenden Kommentaren meinerseits. Denn wie das so mit Wichtigtuern halt ist, sie haben ja eh immer recht, nicht? dogger4Derp Einsicht kam erst viele Jahre später. Und Kontrolle noch viel später.
Ich bin immernoch schnell genervt von Kleinigkeiten. Manchmal sprech ich sie auch an, meistens nicht. Ich schreibe gerne ewig lange Monologe in denen ich mich dann auslasse, schicke sie aber nicht ab, weil ich mich dann bereits beruhigt hab. Zumindest wenn es um Personen geht. Da merkt man mir eigentlich nur noch an, wenn mir etwas wirklich an die Nieren geht. Generell hat ein Mensch bei mir mittlerweile genau 3 Chancen, bevor ich jeglichen Kontakt einstelle und er für mich nicht mehr existiert. Mittlerweile gibt es vereinzelte Ausnahmen, die schon ein paar mehr Strikes weg haben. dogger4Notice Aber für alle anderen gilt, dass sie mich lieber nicht auf die Palme bringen sollten. dogger4Rage
Zu dem Punkt mit den Autoszerdeppern… weder das, noch die Wut ins Kissen zu schreien, würde weiter helfen. Wenn man Wut kanalisiert, erlangt man keine Kontrolle, man löst sie. Wut in sich hinein zu fressen ist nicht immer der richtige Weg, nun wirklich nicht. Aber es hilft, den ersten Moment abzuwarten, idealerweise drüber zu schlafen. Entweder hat es sich dann von selbst erledigt, oder aber man hat sich so weit beruhigt, dass man es vernünftig angehen kann.
Und ja, ich weiß wenn ich irgendwas tu oder schreib was dich aufregt (u. a. wenn ich dieselbe alte Schallplatte nochmal aufleg), aber manchmal ärger ich dich auch einfach nur ganz gern. dogger4Sip
Das mag sich jetzt etwas komisch anhören. Aber hast du mal versucht deine Wut in einer Art Tagebuch niederzuschreiben? Etwas, was niemand jemals lesen kann, außer du? dogger4Notice
War so mein erster Gedanke, als ich gelesen habe, dass du deine Wut immer zügelst. dogger4Shrug
Ich glaube, jeder von uns ist mal wütend und jeder findet seinen eigenen Weg dieser Wut ein Ventil zu verschaffen. Wichtig ist eben nur, dass du sie nicht in dir aufstaust. Weil dann kann es wirklich passieren, dass du Menschen in deiner Umgebung unwillentlich verletzt oder anschreist, die gar nichts dafür können. Irgendwann wird es nämlich so kommen. Auch wenn ich weiß, dass ich oder mein Verhalten nicht (immer) der Grund ist, aus dem du wütend bist. Ich nehm sowas dann auch nicht persönlich. (Ernst schon, aber nicht persönlich dogger4Think )
Ich würde sagen, es gibt verschieden Starke Phasen bei Wut,
-Sachen die ein wütend machen wo man aber sich ebenso schnell wieder abregen kann
-Sachen die einen durch ständiges wiederholen nerven und dann eher mehr aufregen weil es triggert
-Sachen die einem direkt gegen den Strich gehen und wo man am liebsten gleich loslegen würde… dogger4Rage
Und dann halt das sich reinsteigern…
Ich schreibe manchmal auch wütend los und denke mit dann – ne auf den scheiß lässt du dich jetzt nicht ein- und lösche es ohne es abzuschicken. dogger4OMG
Für die Arbeit habe ich mir Angewohnt, wenn mal etwas kommt, was mich wütend macht, nicht direkt drauf zu reagieren oder erstmal eine nacht drüber zu schlafen und dann zu reagieren. Manchmal werden Sachen auch einfach nur falsch verstanden/interpretiert und am nächsten Tag ist es dann bereits halb so wild. dogger4Shrug
Ich denke am schlimmsten sind die Fälle, wo man einfach merkt, man kann nichts bewegen und redet gegen eine Wand.
Ich hatte schon überlegt Mir einen Boxsack zuzulegen und dann halt die entsprechenden Personen beim Gegenboxen vorzustellen dogger4Hehe
Eventuell solltest du trotzdem alles zu den Leuten Aufschreiben die dich wütend gemacht haben und dannachst ein Buch draus „Die Wutis“oder so
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Yeah wieder ein Monat geschafft dogger4Hug dogger4Butt dogger4Luv
Und ein Projekt mit vielen interessanten Einblick und Gedanken.
Und wenn du krank bist, geht es keinen was an von der Arbeit wegen was, aber Glückwunsch das du auch durch bist und zum Glück nichts schlimmeres hattest dogger4Hug